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Fünf Tage in Prag

Die Abschlussfahrt 2018

Die Abschlussfahrt führte die 13. Klassen des Beruflichen Gymnasiums in diesem Jahr in die goldene Stadt Prag. Zum Auftakt führte eine achtstündige Fahrt alle 32 Schüler mit dem Reisebus vorbei an Hannover, Magdeburg und Dresden. Das Wetter war unerwartet mild für die Jahreszeit. Die Unterkunft inmitten eines transformierten Industriegeländes in Holleschowitz war zweckmäßig, das Frühstück okay. Mit der Straßenbahn gelangte man rasch über die Moldau in die Innenstadt, man hatte es also nie weit zu Knödl und Gulasch, Pilsner und Kozel.

Der erste Abend fand seinen Ausklang in einem Biergarten hoch oben im Riegerpark. Am Dienstag wurden wir von zwei netten Damen durch die Stadt geführt. Startpunkt war das alte jüdische Ghetto, von wo aus wir uns die Altstadt erschlossen, um über Wenzelsplatz und Karlsuniversität über die Karlsbrücke auf die Kleinseite zu gelangen. Nach der Mittagspause ging es den Burgberg hinauf. Auf dem Hradschin konnte man nach einer Sicherheitsüberprüfung das Burggelände betreten. Dort sind vor allem der imposante Veitsdom (Mütze ab!) und das Zimmer, aus dessen Fenster vor einigen Jahren ein paar kaiserliche Angestellte stürzten, von Interesse (wie die Geschichte ausging: siehe Münster-Osnabrück). Schüler des Deutschleistungskurses huldigten natürlich noch im goldenen Gässchen ehrfürchtig ihrem Lieblingsschriftsteller Herrn K., bevor uns der Weg hinab in die Waldsteinschen Gärten brachte, um den Tag angemessen ehrenvoll beenden zu können.

Beim Besuch der Skoda-Werke am Mittwoch in Jungbunzlau durften leider keine Fotos gemacht werden, wir mussten alles mit unseren Augen aufnehmen. Und schildern darf man ja, beispielsweise von den ewig langen Werkstraßen und Fließbändern, auf denen sich ganze Autos scheinbar schwerelos durch die Hallen bewegten, teilweise über unsere Köpfe hinweg oder unter dem Fußboden hindurch. Die Arbeiter trugen je nach Position unterschiedlich eingefärbte T-Shirts und ließen sich von unserer Anwesenheit nicht stören, dabei standen wir quasi direkt neben ihnen. Das Skoda-Museum zeigte die wichtigsten Meilensteine der letzten Jahre, von den Anfängen des Unternehmens mit motorisierten Fahrrädern, über berühmte Rallye-Fahrer hin zu futuristischen Entwürfen, die wahrscheinlich niemals gebaut werden.

Der Bus fuhr uns am Donnerstag nach Theresienstadt, eine alte Festung von damals, als Österreich mit Preußen Krieg führte, die nie als solche verwendet wurde. Sie wurde als Gefängnis verwendet, und so sahen wir inmitten der vaubanschen Mauern Gefängnishöfe, Duschzellen und Unterkünfte. Neben allerlei politischen Häftlingen wie dem griechischen Freiheitskämpfer Alexander Ypsilantis waren hier vor allem später zur Zeit des Dritten Reichs Leute inhaftiert. Die Führerin erzählte uns von den damaligen Umständen und Brutalitäten, von Fluchtversuchen und Opferzahlen. Die Stadt Theresienstadt selbst, auf der anderen Seite der Eger gelegen, ließ uns eine Zeitreise unternehmen, denn während Prag den Spagat zwischen Gegenwart und Vergangenheit spielend bewältigt, erscheint die Zeit in Theresienstadt stillgestanden und wird man vielerorts an die Verbrechen der Deutschen erinnert.

Am Freitag ging es zurück nach Lotte. Unser fabelhafter Busfahrer, ein wirklich angenehmer und gelassener Zeitgenosse, umfuhr auf der Rückfahrt geschickt die Staus um Dresden und Hannover, sodass wir viel früher daheim waren, als ursprünglich geplant war.