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Peter Krüger hat nun eigenen „Petersberg“ in Wersen

Lotte. „Am liebsten hätte ich ,School’s out forever‘ von Alice Cooper gespielt – ganz laut“, sagte am Freitag Peter Krüger, Schulleiter der Wersener Krüger Schulen. Er beendete nach fast 40 Jahren seinen Schuldienst – und bleibt der Institution in anderen Funktionen erhalten.

Bei der Verabschiedung stellte er seine Nachfolger vor: André Soßna als Schulleiter und dessen Vertreterin Sabine Buschmeyer. „Wir sind mit unserem Schul-Credo auf einer Linie“, betonte Krüger.

Weiter Vorsitzender des Stiftungsrates

„Die Schule ist gut aufgestellt, aber man kommt hier nicht so leicht weg“, sagte Peter Krüger gut aufgelegt. Er bleibe Vorsitzender des Stiftungsrates der Friedrich Krüger Stiftung, kümmere sich um die ehemaligen Absolventen und wolle die Schulhomepage pflegen.

Zwischen 3000 und 4000 Schüler aus dem Westfälischen und dem Osnabrücker Land sowie Internatsbesucher hat er in den zurückliegenden Jahrzehnten an den Wersener Krüger Schulen begleitet.

 

Vertrauen in die Schüler

„Ich stelle immer wieder fest, dass das Credo der Schule ,Ich glaube an dich‘ Erfolge zeigt. Für viele junge Menschen ist hier ein Neuanfang. Wichtig ist, ihnen Vertrauen entgegenzubringen“, beschrieb Peter Krüger einen Teil der Schulphilosophie. Sein vielleicht erstaunlich anmutendes Fazit zum Wandel der pädagogischen Aufgaben: „Eigentlich hat sich gar nicht so viel gewandelt. Vielleicht, dass es keinen Generationenkonflikt mehr gibt. Die früher klare autoritäre Eltern-Kind-Struktur hat sich klar zum Positiven gewandelt.“

 

Konzentrationsfähigkeit hat nachgelassen

Sicher habe sich das Mediale stark auf das Schülerverhalten ausgewirkt. „Die Konzentrationsfähigkeit im Unterricht hat sehr nachgelassen. Das verlangt im Unterricht Methodenwechsel und kleine unterhaltsame Sprengsel“, erklärte der Pädagoge. Indes habe sich die Qualität der Schüler nicht sehr verändert. Die Bezeichnung „Null-Bock-Generation“ sei keinesfalls auf alle Jugendliche übertragbar. „Wir leben in einer eher abgeschotteten Gesellschaft, in der viele Jugendliche sehr in der Familie eingebettet sind, die ihnen eine Menge vorwegnimmt. Erfahrungen beim Spielen auf der Straße machen nur noch wenige. Den anderen fehlt häufig die Fähigkeit zur Eigenständigkeit.“

Eigenständig indes zeigen sich die Krüger-Schüler, wenn sie während des Unterrichts ihre Handys in einem Werkzeugkoffer deponieren. „Das finden sie absolut okay. Es ist schon lustig, wenn der Koffer aufgluckst während einer Arbeit. Die Schüler wissen, selbst wenn sie ein defektes Handy am Platz haben, ist die Arbeit eine sechs“, beschrieb Krüger das Prozedere.

 

Krawatte als Zeichen der Wertschätzung

Dass er an seinem letzten Schultag seine „Bücher-Krawatte für besondere Anlässe“ trug, hatte einen besonderen Grund. „Ein junger Pole hat mir bei einer Klausur erklärt: ,Mit der Krawatte möchte ich dem Anlass und der Institution gerecht werden.‘ Das hat mir imponiert und ich trage sie heute, um meine Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen.“

Kurz darauf stand Peter Krüger doch ein wenig bewegt vor Kollegium und Familienangehörigen – in dem Raum, in dem er im Jahr 1979 seine erste Stunde hielt. Familiär humorige Worte richtete er an seinen Schwager Eberhard und Schwester Petra Mittag, die Kollegen und Mitarbeiter. Besonderen Dank erhielt seine Frau Marion und ein verschmitztes: „Ich liebe dich, aber ich werde in Zukunft nicht bügeln.“

 

„Petersberg“ nun auch in Wersen

Freundschaftlich verbale Retourkutschen gab es von Eberhard Mittag, dem langjährigen Kollegen Wolfgang Lampe und von André Soßna. Dieser überreichte ein Schild mit der Aufschrift „Petersberg“ für den Hügel auf dem Krügergelände und eine Liege für die Sonnenstunden des neuen Lebensabschnitts. Den weiß Peter Krüger zu füllen: „Ich möchte richtig kochen lernen. Meine Frau wird meine Lehrerin sein. Auch habe ich eine riesige Musiksammlung, die ich verwalten muss. Ich mache selbst Musik und habe nun Zeit für ausgiebige Spaziergänge mit unserem Hund.“

Und vielleicht hat er zuhause ganz laut Alice Coopers „School’s out forever“ gehört als Start in einen vielfältigen Unruhestand.